Pfingstfest

Liebe Gemeinde!

„Neu schafft des Geistes Wehen das Angesicht der Welt“…. , so heißt es in der 3. Strophe eines hoffnungsvollen Liedes aus unserem Gotteslob (GL 477, 3).

Noch viel direkter steht es im Buch des Propheten Jesaja: „So spricht der Herr: Seht, ich erschaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde. Man wird nicht mehr an das Frühere denken, es kommt niemand mehr in den Sinn. Nein, ihr sollt euch ohne Ende freuen und jubeln über das, was ich erschaffe“ (Jes 65,17f.)

Jesaja, der große Hoffnungsprophet war im alten Volk Israel das Hoffnungszeichen schlechthin. Seine Weissagungen offenbarten den Willen Gottes und zeigten den Weg aus Gefangenschaft und Irrtum.

Neu schaffen, nicht mehr an das Frühere denken, neu beginnen dürfen ist auch die unausgesprochene Sehnsucht so vieler Menschen. Menschen, deren Beziehungen zerbrochen sind, Menschen, deren Leben so manche Misserfolge und Scheitern kennt, Menschen, die am Boden sind.

Ganz zu schweigen von den Millionen von Menschen, die auf unserer Erde auf der Flucht sind, dem Krieg, dem Terror und der Gewalt entkommen möchten, um einen Neuanfang zu wagen in Sicherheit und Frieden. Und was gäbe es nicht alles in unserem eigenen Leben „neu zu schaffen!“

Seit der Urkirche wird das Herabsenden des Geistes Gottes, seine lebendigmachende Kraft, sein Neuschaffen, sein Verwandeln als das Fest gefeiert, das auch das Leben neu schafft: „Komm, Tröster, der die Herzen lenkt, du Beistand, den der Vater schenkt; aus dir strömt Leben, Licht und Glut, du gibst den Schwachen Kraft und Mut“ (GL 342, 2).

Jede Strophe dieses alten Pfingsthymnus atmet neues Leben! Es läßt das Alte und Vergangene vergangen sein, und schenkt neues Leben. Wo wirklich der Geist Gottes wirkt, da kann er durch keine Gewalt, keine Verfolgung, keinen Terror wieder ausgelöscht werden. Mächtig und kraftvoll sind auf Dauer nur die Wahrheit und die Liebe, die Gaben des Heiligen Geistes, die uns neu schaffen wollen.

Es ist lange her, seit jenem ersten Pfingsttag, an dem der Heilige Geist in Sturm und Feuer vom Himmel kam und die verängstigten Jünger zu der jungen Kirche Christi zusammenschloss.

Vielleicht haben wir noch nie so deutlich wie gerade in unserer jetzigen Zeit gespürt, dass dieser uns geschenkte Geist Gottes die einzig, wirklich verwandelnde Kraft ist, der wir die Ängste unserer Menschheit anvertrauen können, einer Menschheit, die im Stande ist, das Angesicht der Erde zu zerstören.

Gleichzeitig haben wir Menschen aber auch die Möglichkeit, in der Kraft des uns geschenkten göttlichen Geistes das Angesicht der Erde zu erneuern.

Deshalb hören wir nicht auf, immer wieder zu bitten: „Sende aus deinen Geist, und das Antlitz der Erde wird neu“ (GL 312,2).

Ich wünsche Ihnen allen im Name des ganzen Seelsorgeteams ein gesegnetes und kraftschenkendes Pfingstfest.

Ihr Michael Berning, Pfr.